Wissenswertes zu Urinbeuteln, häufig gestellte Fragen (FAQs)
Bei einem suprapubischen Blasenkatheter mit Ventil würde ich gern nachts einen Bettbeutel verwenden. Kann ich diesen mehrmals verwenden oder muss man jeden Abend einen neuen Bettbeutel benutzen? Wie lagere ich den Urinbeutel?
An einen suprapubischen Blasenkatheter können Sie jede Art von Urin-, Bein- oder Bettbeutel anschließen. Die Liegedauer hängt hierbei nur vom Vorhandensein einer Tropfkammer am Beutel ab. Zum Beispiel den Urosid 24h Bein-/Bettbeutel (REF 693760), könnten Sie bis zu 14 Tagen am Blasenkatheter lassen, ohne zu wechseln, also durchgehend Tag und Nacht.
Alle anderen Bein-/Bettbeutel sind nur zugelassen für 24 Stunden, weil hier die Tropfkammer fehlt, z.B. 3-K-Beutel oder alle anderen Urinbeutel. Wenn Sie allerdings gern nur für die Nacht einen anderen Beutel anschließen möchten, empfehlen wir einen einfachen Urinbeutel, um Kosten zu sparen, wie z.B. REF 690230. Dieser Beutel hat ein Fassungsvermögen von 2 Litern, was für die Nacht sicher reichen dürfte.
Ein mehrfaches, abendliches Anschließen desselben Beutels über einen längeren Zeitraum ist aus bakterieller und hygienischer Sicht absolut nicht zu empfehlen. Unter Umständen bilden sich im Schlauch und an dem Ansatzstück dann tagsüber im Laufe der Zeit Bakterien, die beim erneuten Anschließen am Abend über den Blasenkatheter in Richtung Blase weiterwandern könnten.
Wichtiger Anwendungstipp: Sie sollten - egal welchen Urinbeutel Sie in der Nacht verwenden - den Beutel immer hängend lagern und niemals liegend.
Kann man z.B. den kleinen Urinbeutel immer am Blasenkatheter lassen und nachts einen großen noch zusätzlich an den kleinen hängen? Kann man den großen Nachtbeutel tagsüber lagern und wieder verwenden, wenn man desinfiziert? Warum soll der Beutel nicht liegend lagern?
Zum ersten Teil der Frage:
Je nach Ausführung Ihres eingesetzten Urinbeutels, d.h. je nach empfohlener Liegedauer, können Sie selbstverständlich Ihren Urinbeutel am Blasenkatheter belassen. Je öfter man den Beutel entfernt, je eher besteht die Gefahr einer Infektion. Zur Nacht kann man generell einen weiteren Beutel anschließen, egal ob dieser kleiner oder größer ist. Wichtig ist hierbei nur, dass der erste Urinbeutel direkt am Blasenkatheter ein weiches Ansatzstück direkt hinter dem Ablasshahn hat, um daran einen zweiten - sog. Nachtbeutel - anzuschließen. Sie finden hierüber in der Anleitung dann immer den Hinweis: Ansatzstück für Nachtbeutel. Am Morgen können Sie den zweiten Beutel dann entfernen und entsorgen. Ebenfalls wichtig: Zur Nacht muss der Ablasshahn geöffnet sein, damit der Urin in den zweiten Beutel fließen kann.
Andererseits bilden mehr Verbindungsstellen auch die größere Gefahr einer Dekonnektion durch die Bewegung in der Nacht während des Schlafes, d.h. ggf. gleich einen 2 Liter Urinbeutel verwenden. Dann sparen Sie sich den zweiten (Nacht)-Urinbeutel; außerdem könnte man in der Nacht bei Bedarf auch Urin über den Ablasshahn ablassen (z.Bsp. bei einem 1-Liter Beutel).
Zum zweiten Teil der Frage:
Wenn Sie am Morgen den zweiten sog. Nachtbeutel entfernen, empfiehlt es sich aus bakterieller und vor allem hygienischer Sicht, diesen nicht bis zum Abend "zu lagern", auch wenn Sie die blaue Kappe drauf stecken und den Konnektor desinfizieren. Sie glauben ja gar nicht, wie "pfiffig" Bakterien sein können. Es genügt schon "gefühlt eine übersehene Bakterie" in einer Ecke des Konnektors. Durch den Sauerstoff und die Wärme fühlt sie sich besonders wohl und kann sich herrlich vermehren.
Wenn sie dies über mehrere Tage so machen, haben Sie voraussichtlich bald eine Blasenentzündung. Also: Zweiter Nachtbeutel als Reserve ja, aber morgens entsorgen. Deshalb genügt ja auch hier ein ganz einfacher Urinbeutel. Sie können allerdings auf eigene Verantwortung die von Ihnen angedachte Lagerung tagsüber und die erneute abendliche Konnektion versuchen.
Sie sollten Ihren Urinbeutel während der Nacht unbedingt aus zwei wichtigen Gründen hängend lagern.
- Auf Grund der Schwerkraft fließt der Urin immer nach unten in den Urinbeutel. Je nach Ausführung Ihres eingesetzten Urinbeutels (Tropfkammer, Rückfluss-Sperre) kann es beim Liegen dazu kommen, dass der Urin sich im Schlauch staut und u.U. bis hoch in die Blase zurück staut. Dies kann zu einer unnatürlichen Dehnung der Blase führen und ggf. auch noch zum weiteren Anstauen von Urin im Harnleiter.
- Einige Urinbeutel (je nachdem, was Sie verwenden) haben einen hydrophoben, bakteriendichten Filter zur Beutelbelüftung (Druckausgleich). Dieser kleine Filter darf nicht feucht werden, sonst verliert er seine Funktion und Wirkung; d.h. wenn Sie einen solchen Beutel ins Bett legen, funktioniert die Entlüftung des Beutels nicht mehr und es passiert das Gleiche, wie bereits im Punkt 1 erläutert.
Beinbeutel bei der Katheterversorgung
Anwendung, Pflege und Alltagstipps
Beinbeutel sind ein zentrales Hilfsmittel in der ableitenden Inkontinenzversorgung. Sie ermöglichen Menschen mit Harninkontinenz oder Blasenentleerungsstörungen ein aktives und unabhängiges Leben. Lesen Sie im folgenden alle wichtigen Themen rund um Auswahl, Anwendung und Pflege von Beinbeuteln.
Einordnung, Unterschiede zu anderen Auffangsystemen und medizinische Hintergründe
Beinbeutel sind eine Form der ableitenden Inkontinenzversorgung und kommen vor allem bei Menschen zum Einsatz, die trotz Harninkontinenz oder Blasenentleerungsstörungen mobil und aktiv bleiben möchten. Sie werden über einen Katheter – meist einen transurethralen oder suprapubischen Dauerkatheter – oder ein Urinalkondom mit der Blase verbunden und sammeln den abgeleiteten Urin diskret am Bein.
Unterschied zu anderen Urinauffangsystemen
Im Vergleich zu anderen Urinauffangsystemen wie Bettbeuteln oder den seltener verwendeten Hüftbeuteln bieten Beinbeutel folgende Besonderheiten
- Beinbeutel sind für mobile, aktive Anwender:innen konzipiert. Sie werden tagsüber am Ober- oder Unterschenkel getragen und ermöglichen so Bewegungsfreiheit und Diskretion im Alltag. Das Fassungsvermögen liegt meist zwischen 500 und 1000 ml, sodass der Beutel unauffällig unter der Kleidung getragen werden kann.
- Bettbeutel (auch Nachtbeutel) sind für die Versorgung im Liegen oder bei bettlägerigen Personen gedacht. Sie haben ein deutlich größeres Volumen (meist 1,5 bis 2 Liter) und werden am Bett befestigt, um eine sichere Urinableitung während der Nacht oder bei eingeschränkter Mobilität zu gewährleisten.
- Hüftbeutel sind eine Alternative für Menschen, die Beinbeutel als störend empfinden oder bei sommerlicher Kleidung diskret bleiben möchten. Sie werden an der Hüfte getragen und bieten ebenfalls Bewegungsfreiheit, sind jedoch weniger verbreitet und nicht für alle Katheterarten geeignet.
Indikationen für die Beinbeutelversorgung
Beinbeutel werden eingesetzt bei
- Harninkontinenz mit Katheterpflichtigkeit (z. B. nach Operationen, bei Blasenentleerungsstörungen, neurogenen Blasenfunktionsstörungen)
- Mobilen Patientinnen und Patienten, die tagsüber am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchten
- Personen mit chronischer Blasenschwäche, die Wert auf Diskretion und Bewegungsfreiheit legen
- Patientinnen und Patienten mit suprapubischem oder transurethralem Dauerkatheter, die nicht dauerhaft bettlägerig sind
Kontraindikationen und Einschränkungen
Nicht für jede Person ist die Beinbeutelversorgung geeignet. Kontraindikationen oder Einschränkungen bestehen bei:
- Bettlägerigen oder stark immobilen Patientinnen und Patienten, bei denen ein Bettbeutel die sichere Versorgung gewährleistet
- Personen mit sehr hohem Harnvolumen, das die Kapazität eines Beinbeutels übersteigt
- Allergien oder Hautreaktionen auf verwendete Materialien (hier sind hypoallergene, latexfreie Produkte zu bevorzugen)
- Fehlender manueller Geschicklichkeit, um den Beutel sicher zu befestigen, zu entleeren oder zu wechseln
- Anatomischen Besonderheiten, die das Tragen eines Beinbeutels erschweren (z. B. schwere Beinödeme, Amputationen)

Vorteile der Beinbeutelversorgung
Im Unterschied zu Bettbeuteln, die vor allem für bettlägerige oder stark immobile Personen gedacht sind und ein größeres Fassungsvermögen besitzen, sind Beinbeutel für aktive Anwenderinnen und Anwender konzipiert und lassen sich unauffällig unter der Kleidung tragen. Hüftbeutel und aufsaugende Inkontinenzprodukte stellen weitere Alternativen dar, sind jedoch weniger verbreitet oder für spezielle Versorgungsbedarfe gedacht.
Die Beinbeutelversorgung ist besonders geeignet für mobile Personen mit Katheterpflichtigkeit, etwa nach Operationen, bei neurologischen Erkrankungen oder chronischer Blasenschwäche. Sie bietet Vorteile wie Diskretion, Bewegungsfreiheit und eine einfache Handhabung. Nicht geeignet ist sie hingegen für bettlägerige Menschen, bei sehr hohem Harnvolumen oder bei Hautunverträglichkeiten gegenüber bestimmten Materialien. Insgesamt stellt die Beinbeutelversorgung eine flexible und diskrete Lösung dar, sollte aber immer individuell an die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Anwenderinnen und Anwender angepasst werden.
Die Beinbeutelversorgung stellt eine wichtige Option für die ableitende Inkontinenzversorgung dar, wenn Mobilität und Diskretion im Vordergrund stehen. Die Auswahl des passenden Systems sollte immer individuell erfolgen und die jeweiligen Indikationen sowie mögliche Einschränkungen berücksichtigen. Bei Unsicherheiten empfiehlt sich die Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal.
Alltag mit Beinbeutel: Mobilität und Diskretion
Beinbeutel sind so entwickelt, dass sie Menschen mit Inkontinenz ein aktives und selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Sie werden am Ober- oder Unterschenkel getragen und lassen sich mit flexiblen, individuell kürzbaren Schläuchen sowie gepolsterten Haltebändern sicher und bequem fixieren. Hautfreundliche Materialien und weiche Oberflächen sorgen dafür, dass der Beutel auch bei längerer Nutzung kaum spürbar ist und unter der Kleidung nahezu unsichtbar bleibt.
Die moderne Gestaltung der Beinbeutel bietet maximale Bewegungsfreiheit. Knicksichere, biegsame Schläuche verhindern ein Abknicken des Urinflusses, auch bei Bewegung oder sportlicher Aktivität. Das diskret platzierte Ablassventil ermöglicht ein einfaches und hygienisches Entleeren, ohne dass der Beutel abgenommen werden muss. Für längere Unternehmungen empfiehlt es sich, einen Ersatzbeutel sowie Hygienezubehör wie Einmalhandschuhe und Desinfektionstücher mitzuführen
Die kompakte Form und dezente Farbgebung sorgen dafür, dass Beinbeutel im Alltag kaum auffallen. Die sichere Fixierung verhindert ein Verrutschen, selbst bei längeren Aktivitäten oder im Berufsalltag. Das Ablassventil ist so gestaltet, dass es diskret und unkompliziert bedient werden kann.
Für Hygiene und Geruchskontrolle ist der regelmäßige Wechsel des Beinbeutels entscheidend. Rückflusssperren verhindern das Zurückfließen von Urin und schützen so vor Infektionen. Für zusätzliche Geruchskontrolle können speziell zugelassene Geruchsneutralisierer verwendet werden, die direkt in den Beutel gegeben werden dürfen. Auf Haushaltsmittel oder ungeeignete Desinfektionsmittel sollte verzichtet werden, da sie das Material beschädigen oder gesundheitsschädlich sein können
Beinbeutel sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen Schlauchlängen erhältlich, sodass sie individuell an persönliche Bedürfnisse angepasst werden können. Zubehör wie gepolsterte Haltebänder oder Beinbeuteltaschen sorgt für zusätzlichen Komfort und Diskretion – besonders bei längerer Tragedauer oder erhöhter Aktivität
Wie wird ein Beinbeutel gewechselt?
Der Wechsel erfolgt in wenigen Schritten:
- Hände waschen und ggf. Einmalhandschuhe anziehen.
- Legen sie eine saubere Unterlage unter das Bein mit dem Katheter, um eventuell austretenden Urin aufzufangen.
- Positionierung: Setzen oder legen Sie sich bequem hin, sodass das Bein entspannt ist und Sie gut an den Beutel kommen.
- Beutel entleeren und vom Katheter trennen.
- Neuen Beutel anschließen und sicher befestigen.
- Überprüfen Sie, ob der Ablasshahn des neuen Beutels geschlossen ist und der Urin nun in den neuen Beutel abläuft.
- Den alten Beutel über den Hausmüll entsorgen. Pflegeeinrichtungen entsorgen Urinbeutel im dafür vorgesehenen klinischen Abfallbehälter.
Eine sorgfältige Hygiene ist entscheidend, um Infektionen zu vermeiden. Dazu gehören das regelmäßige Waschen der Hände, die Desinfektion der Kontaktstellen mit geeigneten Reinigungsmitteln und der sachgemäße Umgang mit Katheter und Beutel. Die Haut rund um die Einstichstelle sollte regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden.
Fazit:
Beinbeutel sind ein wichtiger Bestandteil der modernen Inkontinenzversorgung. Sie bieten Sicherheit, Mobilität und Diskretion im Alltag. Mit der richtigen Auswahl, sachgerechter Anwendung und regelmäßiger Pflege lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern.